Die neue S-Bahn könnte mehr mit zerowaste zu tun haben als man denkt

Was fehlt auf diesem Bild? – Es zeigt den Bereich unterhalb des Fensters in einer der neuen Münchner S-Bahnen. Ohne den kleinen grauen Mülleimer, den man hier erwartet. Was das mit zerowaste zu tun hat? Alles und nichts.

Der Deutschen Bahn zu unterstellen, dass sie sich in die Zerowaste-Community einbringen möchte, ist eher abwegig. Das Ziel der fehlenden Eimer ist wohl eher Geld und Zeit zu sparen. Wenn die Fahrgäste ihren Müll nicht in der Bahn lassen können, dann schmeißen sie ihn hoffentlich in einen Müllsammler auf dem Bahnsteig. Da wird der Müll getrennt und außedem muss ihn dann niemand in mühsamer Kleinarbeit mehr aus dem Zug räumen.

An dem Tag, an dem dieses Bild entstanden ist, war ich mit meinem Baby unterwegs. Neben uns rollte ein leerer Kaffee-Becher mit Strohhalm, etwas weiter weg eine leere PET-Flasche. Ist die Idee deswegen naiv? Ich glaube nicht. Denn auf Dauer werden es die Leute merken, und die, die ihren Müll auf die Art liegen lassen, tun das vermutlich auch mit Eimern (mal abgesehen davon, dass dort keine Flaschen reinpassen und auch noch nie reingepasst haben).

Wir sind alle für unseren Müll verantwortlich.

Es gibt aber noch eine andere Idee, die man mit dieser Veränderung assoziieren kann, wenn man es aus dem zerowaste-Blickwinkel sieht. Nämlich: Wir sind alle für unseren Müll selbst verantwortlich.

Für mich heißt das schon lange, dass ich recyclingfähige Materialien mit nach Hause nehme, und so gut wie es machbar ist entsorge, wenn es auf Arbeit, unterwegs, in der Uni oder wo auch immer einfach keine adäquate Sammelmöglichkeit gibt.

Insofern wäre es doch eine tolle Entwicklung, wenn das Weglassen der Mülleimer dazu führen würde, dass mehr Wertstoffe zurück gewonnen würden oder die Leute vielleicht darüber nachzudenken begännen, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, den eigenen Müll irgendwo zu lassen.

Ein schöner, vermutlich für die meisten ziemlich idealistischer Gedanke. Es ist 16 Uhr. Rush hour. Die Bahn ist voll. – Wir kommen zufällig mit einer Frau gegenüber ins Gespräch, der die fehlenden Mülleimer auch aufgefallen sind. Ich erwarte, dass sie ein bisschen über die Bahn schimpft, doch das kommt nicht. Stattdessen sagt sie: »Das ist doch jetzt eh mehr so, dass man auf Müll achten soll und allgemein weniger Müll und so…« – Ich freue mich total, denn genau das ist es, woran ich arbeite und wofür ich auch diese Seite hier gegründet habe.

Man darf nur nicht vergessen: Auch die Bahn selbst hat Verantwortung für die Entsorgung und muss sehen, dass nicht alles, was auf den Boden geworfen wird, Restmüll ist. Ob das gemacht wird, bleibt frag(ens)würdig. Aber nur dann, wenn auch weniger Müll falsch entsorgt wird, ist das neue Konzept eine Verbesserung. Ohne eine vernünftige Handhabung des vorhandenen Mülls (wo auch immer er gesammelt wird) ist es nur eine wenig soziale Sparmaßnahme, über die sich eine bequem gewordene Gesellschaft nicht ganz zu Unrecht aufregt.

Insofern wäre es eine sehr tolle Sache, wenn die Botschaft der Eigenverantwortung für Müll auch aufgegriffen würde, um hier unter den Fahrgästen Bewusstsein zu schaffen. Und zwar ein positives Bewusstsein, bei dem es darum geht, nicht nur Züge, sondern auch die Umwelt von sich aus sauber zu halten… und am besten gleich den To Go-Becher durch ein Mehrweggefäß zu ersetzen. Der fliegt dann statt in der Bahn höchstens im Rucksack rum.

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